Das Unglück
Am 29. April 1986 sollte mit einem geplanten Testlauf herausgefunden werden, ob bei einem totalen Stromausfall der Auslaufschwung des Generators genügend Reststrom erzeugt, um die Zeit bis zum Start der Notstromgruppe zu überbrücken. Auf Grund technischer und menschlicher Fehler kam es im Reaktor 4 um 01.23 Uhr zu einer Überhitzung. Die Folge war eine heftige Explosion, wodurch sich der Graphitmoderator des Reaktors entzündete. Dabei wurden riesige Mengen radioaktiver Graphitstaub in die Atmosphäre geschleudert und vom Wind verteilt.
Die Folgen
Sofort wurde mit Aufräumarbeiten begonnen. Die Menschen der Städte Tschernobyl, 14000, und Pripyat, 50000, wurden innert 48 Stunden evakuiert. Michael Hug zeigte Bilder aus der verlassenen Stadt Pripyat, wie sie sich heute zeigt. Der im Jahr 2008 veröffentlichte Bericht der UNSCEAR schreibt, dass insgesamt 43 Todesfälle auf den Reaktorunfall zurückzuführen waren. In der Folge wurden die Reaktorblöcke 1 bis 3 stufenweise abgeschaltet und zurückgebaut. Michael Hug erzählte, dass heute die Arbeiter jeweils zwei Wochen, 8 Stunden am Tag arbeiten, dann müssen sie zwei Wochen Pause machen, dann können sie wieder zwei Wochen arbeiten.
Die Natur holt sich das Gebiet zurück
Michael Hug zeigte eindrückliche Bilder von der überwachsenen Stadt Pripyat und vom Inneren vieler Häuser. Wo einmal eine Stadt mit breiten Strassen, Wohnhäusern, Hotels, Fabriken, Schulen und Läden stand, ist ein Wald gewachsen. Die Natur hat sich das ganze Gebiet in den 35 Jahren seit dem Unglück zurückerobert. Die meisten Häuser sind leergeräumt. Immer wieder begaben sich Menschen in die Stadt und holten sich, was sich noch brauchen konnten – illegal, weil das Gebiet gesperrt ist. Rund um die Stadt gedeihen Wälder und die Tierwelt hat sich besten erholt.
Fragerunde
Im Anschluss an den beeindruckenden Vortrag stellten viele Interessierte Fragen, die Michael Hug sachkundig beantwortete. In seinem nächsten Buch wird der Reiseautor die Geschichte von Pripyat verarbeiten. Das Buch wird er 2022 herausbringen.