Leserbrief:
Hier ein paar Gedanken, welche mich seit dem Tod meiner Schwiegereltern sehr beschäftigen.
Wer einen geliebten Menschen verliert, sucht nach Wegen, mit dem Schmerz zu leben. Für viele ist es ein stiller Trost, am Grab ein kleines Zeichen zu hinterlassen – eine Kerze, ein Engel, eine Blume. Etwas, das bleibt, wenn so vieles gegangen ist.
Auf dem Gemeinschaftsgrab des evangelischen Friedhofs in Uzwil aber ist genau das nicht erlaubt. Persönliche Erinnerungsstücke werden entfernt. Einfach so. Ohne Erklärung, ohne Mitgefühl.
Ich frage mich: Warum?
Wem schadet ein kleiner Stein mit einem Namen, ein Licht, das in der Dämmerung brennt? Wem tut es weh, wenn dort, wo kein individuelles Grab möglich ist, wenigstens ein kleiner Ort der Nähe entsteht?
Vielleicht stören diese Gegenstände den Blick auf das „Ordentliche“. Vielleicht passt gelebte Trauer nicht in ein sauberes Konzept. Aber ist es nicht genau das, was einen Friedhof lebendig macht – dass er Raum gibt für echte Gefühle?
Man kann den Tod nicht ordnen. Man kann ihn nur tragen – und das fällt oft schwer genug. Bitte lasst uns wenigstens die Freiheit, dies auf unsere Weise zu tun.
Ein kleiner Engel mag unscheinbar wirken. Für jemanden aber bedeutet er alles.
Sandro Novella, Niederuzwil