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Uzwil
20.04.2023
20.04.2023 12:23 Uhr

Niederstetten vor Durchgangsverkehr schützen

Niederstetten, das westlichste Uzwiler Dorf zählt rund 150 Einwohnerinnen und Einwohner. Das Dorf für diese Menschen lebenswert zu gestalten, ist eine wichtige und wegen des Verkehrs anspruchsvolle Aufgabe. Bild: Beat Schiltknecht, Flawil
150 der fast 14'000 Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde leben im Dorf Niederstetten. Der Schutz des Dorfes vor Durchgangsverkehr ist seit Jahren wichtiges Thema. Fürs Dorf und für die Gemeinde. Schritte sind im konstruktiven Dialog mit dem Dorf umgesetzt, weitere folgen.

Wer von Henau nach Niederstetten fährt, dem sagt schon die Strasse intuitiv, dass er hier lieber nicht durchfahren sollte. Sie ist schmal. Personenwagen können nur mit reduziertem Tempo kreuzen, kreuzen mit Lastwagen ist nur an den Ausweichstellen vernünftig möglich. Wie kann man nur so etwas bauen? Die Frage kann man sich stellen. Die Art der Strasse ist die Reaktion darauf, dass die Strecke via Niederstetten die kürzeste Verbindung aus dem Raum Uzwil in den Raum Wil ist. Mit negativen Folgen für das Dorf. Der ortsfremde Durchgangsverkehr überwiegt, belastet das Dorf.

Dialog mit dem Dorf

In der damaligen Projektentwicklung der Strasse Henau-Niederstetten gab es einen intensiven Dialog mit dem Dorf. Die Bewohnerinnen und Bewohner sprachen sich damals im Verhältnis sechs zu eins klar für die Variante der schmalen Strasse aus, um sie für den Durchgangsverkehr möglichst unattraktiv zu halten. Für den Schutz ihres Dorfes nahm die Bevölkerung den Nachteil der eingeschränkten eigenen Zufahrt in Kauf.

Einfluss der Kläranlage

Nächste Etappe für das Dorf Niederstetten soll nun die Dorfgestaltung sein. Die Salen- und die Oberstrasse im Dorf sollen grundlegend erneuert werden. Die Arbeiten sollen genutzt werden, den ländlichen Charakter des Dorfes bewusst zu stützen. Das Dorf als Lebensraum zu verstehen und die Bedürfnisse der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner denjenigen des Durchgangsverkehrs überzuordnen. Auch die Dorfgestaltung wurde im Dialog mit der Niederstetter Dorfbevölkerung erarbeitet. Schmale Strassen, um die Vorgärten zu erhalten. Die schmalen Strassen werden begleitet von den angrenzenden, wechselnden privaten Vorplatzflächen. Das zeigt den dörflichen Charakter. Den Kredit für die Umsetzung hat die Uzwiler Bürgerschaft bereits mit dem Budget 2019 bewilligt. Die Diskussionen rund um die regionale Kläranlage haben den Fahrplan auf den Kopf gestellt. Denn: Die neue Verbindungsleitung von Wil zur neuen regionalen ARA in Niederuzwil führt durchs Dorf Niederstetten, die Strasse ist ihr Trassee. Aufgrund von Dimension und Tiefe der Leitung muss dafür voraussichtlich die ganze Strasse aufgerissen werden. Und entsprechend muss die Dorfgestaltung auf den Bau der Verbindungsleitung abgestimmt werden. Nach aktuellem Wissensstand soll anfangs 2025 mit den Bauarbeiten der Zulaufsysteme zur regionalen ARA begonnen werden. Am Dorfgespräch in Niederstetten nahm der Gemeinderat einerseits entgegen, dass diese Verzögerung der Dorfgestaltung nicht freut. Dass aber anderseits auch Verständnis herrscht, dass diese Abstimmung der Fahrpläne sein muss. Der Rat ist der Niederstetter Bevölkerung für ihre konstruktiv-pragmatische Haltung dankbar.

Lastwagen fernhalten

Im Osten das Industriegebiet Looäcker in Henau, im Westen das Industriegebiet Salen-Niederstetten: Das Dorf Niederstetten liegt zwischen zwei Industriegebieten. Wesentlicher Teil des Schutzes des Dorfes Niederstetten vor ortsfremdem Verkehr ist auch, den Lastwagenverkehr möglichst fernzuhalten. Das erfolgt seit Jahren über Auflagen in den Baubewilligungen der Industriebetriebe, das funktioniert in Kombination mit der unattraktiven Strasse Henau-Niederstetten ziemlich gut. Ergänzend sollen für den Lastwagenverkehr östlich und westlich des Dorfes attraktive und komfortable Wendemöglichkeiten entstehen, damit der Schwerverkehr nicht den Weg übers Dorf nimmt. Dazu soll westlich von Niederstetten die Kreuzung der Salenstrasse mit der Stationsstrasse als Kreisel ausgestaltet werden. Die Zufahrt ins Dorf ab dem Kreisel wird auch optisch untergeordnet und schmal ausgestaltet, um dem Verkehr zu signalisieren, dass er den Weg übers Dorf besser nicht einschlägt. Auf der anderen Seite soll im Rahmen der definitiven Gestaltung der Haldenstrasse in Henau ebenfalls eine komfortable Schlaufe für den Schwerverkehr entstehen. Die frühere Idee, die Haldenstrasse im Einbahnverkehr zu führen, wurde fallen gelassen. Sie soll im Gegenverkehr funktionieren, ein durch einen Grünstreifen abgetrennter Radweg soll sie ergänzen, als Fortsetzung des Radwegs Henau-Niederstetten. Dafür sind entlang der Haldenstrasse Rodungen erforderlich. Diese Anpassungen ermöglichen dem Schwerverkehr des Industriegebietes Looäcker, via den Ring Stettenstrasse-Looäcker-Haldenstrasse-Stettenstrasse zurück aufs übergeordnete Strassennetz zu fahren. Gleichzeitig wird der Langsamverkehr auf der Haldenstrasse durch den separaten Radweg geschützt und die Haldenstrasse bleibt im Gegenverkehr offen – ein altes Anliegen aus Henau.

Mitwirkungen stehen bevor

Um dieses Gesamtpaket umzusetzen, werden im Verlaufe des Jahres verschiedene Mitwirkungsverfahren starten, anschliessend gibt es Projektauflagen. Und schliesslich braucht es weiterhin die intensive Abstimmung mit dem Bau der neuen Verbindungsleitung der Kläranlage. Die Niederstetter Dorfbevölkerung wird also noch etwas Geduld brauchen.

Aktuelle Verkehrszahlen

1’970 Fahrzeuge durchfahren täglich das Dorf Niederstetten. 75 % davon sind Durchgangsverkehr. Von diesen 75 % hat etwa die Hälfte das Industriegebiet Looäcker oder das Industriegebiet Salen als Start oder Ziel. Der Lastwagenanteil ist prozentual relativ klein. Fürs Dorf sind die etwa 70 Lastwagen am Tag aber belastend. Woher stammt der Verkehr? Nur 5 % des Verkehrs stammen von Bewohnerinnen und Bewohnern des Dorfs Niederstetten selber. 28 % des Verkehrs stammt aus anderen Dörfern der Gemeinde, 23 % aus Nachbargemeinden, 38 % aus dem Rest der Schweiz und 6 % aus dem Ausland.

Gemeinde Uzwil / uzwil24.ch