Welches sind die häufigsten Probleme, welche bei einer Bienenhaltung auftreten? Und was ist die korrekte Angehensweise?
"Das Hauptproblem ist seit 30 Jahren die Varroamilbe, welche als Parasiten die Bienenvölker schwächen. Varroamilben übertragen auch Bienenviren von Volk zu Volk, wie Zecken, welche Menschenkrankheiten übertragen können. Die Bekämpfung der Varroamilben lernt man in den Imkerkursen. Es gibt nur zwei gesetzlich anzeigepflichtige Bienenkrankheiten auf den Bienenlarven: die Sauerbrut und die Faulbrut, bei welchen die Larven mit einen säuerlichen, beziehungsweise faulenden Geruch in den Waben absterben. Bei Verdacht ist es zwingend, den Bieneninspektor der Region zu informieren, der dann die nötigen Massnahmen ergreift."
Weshalb sind die Bienen für uns Menschen so wichtig?
"Die Honigbienen sind für die Menschen wegen ihrer Bestäubungstätigkeit sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Natur lebenswichtig. Honigbienen überwintern als Völker von 12 000 bis 15 000 Bienen. Im Frühjahr, wenn sehr viele Pflanzen blühen, sind sie die einzigen, welche schon in grosser Zahl Blüten bestäuben können. In einem Bienenvolk hat es schon im frühen Frühling 8000 bis 12 000 Flugbienen, welche an jedem warmen Tag bei über 9 Grad Temperatur Millionen von Blüten bestäuben können. Die Wildbienen überwintern nur als einzelne Königinnen und müssen sich zuerst vermehren, damit sie dann im Sommer auch viele Blüten bestäuben können."
Wie beurteilen Sie die jetzige Situation der Bienen bei uns in der Ostschweiz?
"In der Ostschweiz hat es in den meisten Regionen eine grosse Bienendichte. In den letzten 20 Jahren haben auch viele jüngere Leute das Imkerhandwerk gelernt. Dadurch sind heute die Imkervereine auch nicht mehr überaltert wie vor 40 Jahren. Als ich das Imkern lernte, gab es mit Ausnahme von Klosterfrauen noch praktisch keine Frauen, welche Honigbienen betreuten. Heute besuchen praktisch ebenso viele Frauen wie Männer Imkerkurse."
Was könnte jede Person tun, um die Situation zu verbessern?
"Leute, welche einen Garten, eine grössere Terrasse oder Land besitzen, können direkt bienenfreundliche Pflanzen anbauen und fördern. Dann soll man in der Bevölkerung auf eine positive Einstellung hinwirken, dass zum Beispiel um öffentliche Anlagen, wie Schulhäuser naturnahe Vegetation und nicht nur langweiliger Grasrasen gefördert wird. Man muss aber auch darauf hinweisen, dass die Kinder beim Barfusslaufen aufpassen sollen, wohin sie stehen, damit sie die Bienen auf den Blüten nicht vertrampeln und dadurch gestochen werden."
Vielen Dank für das Interview, Herr Oppliger!