2024 traten in der Schweiz deutlich weniger Menschen aus der Kirche aus:
- Katholische Kirche: 36’782 Austritte (–46 % weniger als 2023)
- Evangelisch-reformierte Kirche: 32’561 Austritte (–18 % weniger als 2023)
Die aussergewöhnlich hohen Zahlen im Jahr 2023 standen im Zusammenhang mit der Publikation der Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche. Viele Gläubige hatten damals mit einem Kirchenaustritt reagiert. Obwohl die Austritte 2024 stark zurückgingen, liegen sie weiterhin leicht über dem Niveau von 2022 – ein Hinweis auf eine schleichend zunehmende Austrittsneigung in der Schweiz.
Mitgliederzahlen sinken weiter
Die beiden grossen Kirchen verlieren weiterhin kontinuierlich Mitglieder:
- Katholische Kirche: 2,73 Mio. Mitglieder (2023: 2,8 Mio.)
- Reformierte Kirche: 1,78 Mio. Mitglieder (2023: 1,86 Mio.)
Hauptursachen sind neben Austritten auch demografische Faktoren wie mehr Sterbefälle als Taufen.
Rückgang bei Taufen und Trauungen
Ein weiterer Hinweis auf den strukturellen Wandel ist die abnehmende Zahl von Taufen und kirchlichen Trauungen:
- Katholische Kirche: 13’548 Taufen (–11 %), 1’846 Trauungen (–17 %)
- Reformierte Kirche: 7’111 Taufen (–13 %), 1’547 Trauungen (–18 %)
Der Trend deutet auf eine langfristige Erosion der Mitgliederzahlen hin, da junge Generationen die älteren Jahrgänge nicht ersetzen können – zumal ihre Bindung an die Kirche schwächer ist.
Weltweite Perspektive
Während die Mitgliederzahlen in der Schweiz zurückgehen, bleibt der weltweite Anteil der Katholikinnen und Katholiken an der Gesamtbevölkerung stabil. Wachstum verzeichnen insbesondere Regionen mit stark steigender Bevölkerung.
Fazit
Die Schweizer Kirchen sehen sich vor tiefgreifenden Veränderungen. Der Rückgang der Austritte 2024 entschärft die Situation nach dem Rekordjahr 2023, ändert jedoch nichts am langfristigen Trend: Weniger Mitglieder, weniger Taufen und Trauungen sowie eine wachsende Herausforderung, die Kirche in einer zunehmend säkularen Gesellschaft zukunftsfähig zu gestalten.