Der dritte Sessionstag - 17. September 2025
Kantonsratspräsident Walter Freund begrüsste pünktlich um 08:30 Uhr Rat und Regierung zum dritten Sessionstag. An diesem dritten Tag wird die gestern noch nicht behandelte Motion zur Vielfalt der Schulen im Kanton St.Gallen mit direktem Bezug zum Kathi in Wil und der Schlussabstimmung zu WILWEST, wo sich schlussendlich auch entscheidet, ob es mittels Ratsreferendum im kommenden März dann zur Volksabstimmung kommt.
Eintreten in erster Lesung war zum ersten Tagesgeschäft 38.25.01 Kantonsratsbeschluss über den Kantonsbeitrag an die Erneuerung und den Umbau des Textilmuseums St.Gallen unbestritten. Die Wichtigkeit des Textilmuseums ist in allen Fraktionen unbestritten, die Höhe der Kosten vor allem auch im Bezug zur kommenden Spardebatte in der Wintersession schon. Darum beantragt die Kommission auch eine Kürzung des Kantonsbeitrages (siehe Link Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen ). Der Beitrag soll von 14.5 Mio Fr. auf 13.9 Mio Fr. gekürzt werden, wovon 3.4 Mio Fr. aus dem Lotteriefonds genommen werden soll. Mit dem Beitrag aus dem Lotteriefonds ist die Regierung einverstanden, nicht aber mit der Kürzung um 0.6 Mio Franken. Nach längerer Diskussion entschied sich der Rat für die Variante der vorberatenden Kommission und kürzte den kantonalen Beitrag um 0.6 Mio Franken. Die Frage zur Beteiligung der Stadt wurde klar beantwortet. Sie beträgt die Hälfte des kantonalen Beitrages und die restlichen Kosten werden von Privaten gestemmt. Abgelehnt wurde der Antrag der Kommission zur Verlängerung der Abschreibungszeit von 10 auf 20 Jahren. Damit geht das Geschäft zur Vorbereitung der zweiten Lesung in der Wintersession zurück an die Kommission.
Unter der Leitung der Vizepräsidentin konnten sechs Interpellationen im Zuständigkeitsbereich des Departementes des Innern Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen speditiv abgearbeitet werden, so dass nachher zu drei Vorstössen, einem Postulat und zwei Motionen gewechselt wurde.
Das Postulat 43.25.03 Wie sieht die demografische Entwicklung in den nächsten 20 bis 30 Jahren aus und was bedeutet dies für die Ressourcen? will einen weiteren Bericht zur Demografischen Entwicklung im Kanton St.Gallen. Ein Bericht mehr der vor allem viel Arbeit bringt und am Schluss bekannte Zahlen bestätigt. Der Rat folgte dem Antrag der Regierung auf Nichteintreten und somit war das Postulat erledigt.
Mit Spannung wurden die Diskussionen der Motion 42.25.01 Vielfalt der Schulformen respektieren und absichern erwartet. Der Antrag der Regierung auf Gutheissung mit geändertem Wortlaut wurde von den Motionären nicht akzeptiert. Die Mitte-EVP-Fraktion und die SVP Fraktion aus der die Motionäre kommen hielten an der ursprünglichen Fassung (siehe Link Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen ) fest, da sie nur in dieser Form zur Verfassungsänderung wirksam wird. Die Diskussionen von Nichteintreten, Fassung in der Form der Regierung und der Form der Motionäre wogten hin und her. Schlussendlich entschied sich der Rat für die wirksame Fassung der Motionäre, welche die Vielfalt der Schulen im Kanton St.Gallen gewährt. Nun muss die Regierung eine entsprechende Verfassungsänderung erarbeiten und dem Rat und nachher dem Volk unterbreiten.
Gerne zu diesem Entscheid meine persönliche Meinung. Ich bin sehr froh, konnte diese Motion in der ursprünglichen Form überwiesen werden. Zusätzlich muss sie innerhalb eines Jahres beantwortet sein, sprich die Regierung muss in diesem Sinn eine Verfassungsänderung vorschlagen. Diese Chance muss der Kanton wahrnehmen, um einerseits die Vielfalt von Schulformen im Kanton St.Gallen zu erhalten und andererseits, dass die Wahlmöglichkeit für Schülerinnen und Schülern möglich bleibt, auch die geschlechtergetrennte Schulform wählen zu können. Auch stützt dieser Entscheid die Werteschulen wie wir sie in Wil, Gossau und St.Gallen kennen und die in diesen Regionen sehr beliebt und geschätzt sind.
Die Motion 42.25.03 Fokus auf Grundkompetenzen - Französisch erst ab der Oberstufe stösst auf nationales Interesse. Der Antrag der Regierung auf Gutheissung macht es noch brisanter und die Thematik der Landessprache versus Englisch entbrannte voll. Allein bis Eintreten beschlossen wurde, wogten die Diskussionen knapp eine Stunde hin und her. Eintreten wurde schlussendlich beschlossen und so kam ein Änderungsantrag mit dem Wortlaut, statt Französisch soll Englisch erst ab der Oberstufe unterrichtet werden. Die Entlastung für die Schüler und Schülerinnen ist dieselbe und die Landessprache bleibt in der Schule. Doch Englisch ist als Sprache in vielen Situationen einfach wesentlich wichtiger als Französisch. Dieses und weitere Argumente überzeugten den Rat. Dafür soll Französisch ab der Oberstufe gezielt und verstärkt in den Unterricht kommen. Daher verwarf der Rat den Antrag Englisch statt Französisch zu streichen und beschloss die ursprüngliche Fassung (siehe Link Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen ). Damit wird Französisch im Kanton St.Gallen zukünftig erst ab der Oberstufe unterrichtet werden.
Für die Motion 42.25.09 Einführung von Jokertagen an den Mittelschulen stellt die Regierung den Antrag Nichteintreten. Zur Begründung wurde festgehalten, dass eine detaillierte Regelung von Absenzen auf Gesetzesstufe nicht zielführend sei. Solche Fragen gehörten zum operativen Bereich der Mittelschulen. Die bisherige Ordnung, welche die Entscheidung über Dispensation und Urlaub der Rektorin bzw. dem Rektor im Rahmen der schullokalen Reglemente überlasse, habe sich bewährt. Der Rat folgte der Argumentation der Regierung, trat nicht auf die Motion ein und so bleibt die Handhabung wie gehabt bei den Mittelschulen selbst.
Nach diesen drei sehr intensiv diskutierten Motionen kamen 10 Interpellationen Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen im Zuständigkeitsbereich des Volkswirtschaftsdepartementes, welche speditiv erledigt wurden.
Der Rat blieb in der Zuständigkeit des Volkswirtschaftsdepartementes und beriet sich noch über die zwei folgenden Motionen.
Motion 42.25.10 Selbstbedienungsläden ohne Personal: Jetzt Rechtssicherheit schaffen Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen Die Regierung beantragt Nichteintreten, dies wurde aber aus dem Rat bestritten. So trat der Rat nach seiner Diskussion auf die Motion ein und beauftragte die Regierung die rechtlichen Grundlagen zu Selbstbedienungsläden zu schaffen.
Motion 42.25.11 Einführung eines Taubenfütterungsverbots im Kanton St.Gallen Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen Die Motion wurde sinnvollerweise zurückgezogen, da dies in der Kompetenz der Gemeinden geregelt werden kann.
Nun wurden nochmals acht Interpellationen Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen aus dem Finanzdepartement erledigt, um dann vor den Schlussabstimmungen noch die beiden als dringlich erklärten Interpellationen zu behandeln.
51.25.66 Rekordzahlen bei den Femiziden: Wie gut schützt der Kanton St.Gallen Frauen vor häuslicher und sexueller Gewalt? Die Antwort der Regierung finden sie hier Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen Die Interpellanten äusserten sich in ihrer Antwort als teilweise zufrieden mit der Antwort. Der Kanton ist zwar auf dem richtigen Weg, aber zum Schutz der Frauen ist er noch nicht, wo er sein sollte.
51.25.67 EL-Tagespauschale unter Druck: Wer trägt die Folgen? Die Antwort der Regierung finden sie hier Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen Die Situation im Kanton ist so, dass mehr als die Hälfte aller EL-Bezüger mehr als die vom Kanton ausbezahlten Beiträge zahlen müssen. Gut stellt die Regierung eine Neuberechnung in Aussicht. Die Interpellanten äusserten sich als nicht zufrieden mit der Antwort der Regierung.
Damit neigt sich die Session dem Ende hin, es folgen noch vier Schlussabstimmungen zu verschiedenen Geschäften.
22.25.01 IX. Nachtrag zum Gesetz über Referendum und Initiative
Resultat Schlussabstimmung
Mit 114 Ja zu 1 Nein bei 0 Enthaltungen wurde dem Gesetz zugestimmt
22.25.03 VIII. Nachtrag zum Sozialhilfegesetz (Zuweisung Wohnraum für Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge)
Resultat Schlussabstimmung
Mit 87 Ja zu 29 Nein bei 0 Enthaltungen wurde dem Gesetz zugestimmt
33.24.05 Kantonsratsbeschluss über den Verkauf der Grundstücke WILWEST und die Kompensation von Fruchtfolgeflächen im Kanton St.Gallen
Was eher selten vorkommt ist, das vor der Abstimmung bei der Würdigung des Geschäftes nochmals länger gesprochen wurde. Einerseits zur Würdigung, aber vor allem zum Ratsreferendum (Grüne und SVP). Beide Fraktionen sind im Bezug zum Projekt uneinig, aber was beide wollen, ist eine zweite Volksabstimmung zu WILWEST. Allerdings ist das neue Projekt ein völlig neues Projekt und die Regierungen haben die Kritikpunkte korrigiert. WILWEST ist ein Leuchtturmprojekt, für den Kanton und die Ostschweiz sehr wichtig und der Kantonsrat soll seine Verantwortung übernehmen, entscheiden und sich nicht hinter dem Volk verstecken. Dies die Ansicht der Mitte-EVP-Fraktion und der FDP-Fraktion zusammen mit einer Mehrheit von SP-Grüne-GLP.
Resultat Schlussabstimmung
Mit 89 Ja zu 25 Nein bei 0 Enthaltungen wurde dem Geschäft zugestimmt
Zu diesem Geschäft wurde von der SVP-Fraktion zusammen mit den Grünen das Ratsreferendum eingereicht. Dazu benötigt es 40 Ja Stimmen.
Resultat
Mit 42 Ja zu 79 Nein bei 0 Enthaltungen wurde die Stimmenzahl für das Ratsreferendum erreicht und es kommt damit voraussichtlich im März 2026 zur Volksabstimmung über WILWEST im Kanton St.Gallen.
35.25.01 Kantonsratsbeschluss über den Neubau des Berufs- und Weiterbildungszentrums Rapperswil-Jona am Standort «Südquartier» in Rapperswil
Resultat Schlussabstimmung
Mit 115 Ja zu 0 Nein bei 0 Enthaltungen wurde dem Gesetz zugestimmt
Damit ist die Herbstsession 2025 um 16.45 Uhr beendet.
Grüsse aus dem Kantonsratssaal
Bruno Cozzio
Kantonsrat, Henau