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Wirtschaft
19.04.2025
22.04.2025 11:30 Uhr

Zollpause beruhigt Aktienbörsen

Auch nach der Börsen-Erholung in der verkürzten Vor-Oster-Woche sieht Christopher Chandiramani weiterhin grosse Volatilität und Unsicherheit. Bild: Linth24
Börsen erholten sich vor Ostern. SMI plus 3.7 Prozent: 11'661 Punkte. Zollaufschub ermöglicht Verhandlungen. EZB senkte Zins. Kryptos erholt; Euro und Dollar schwach. Gold-Rekorde.

Die Europäische Zentralbank EZB setzt weiter auf Zinswende. Die Teuerung in der Euro-Zone liegt nur knapp über dem Zielwert von 2 Prozent. Deshalb hat die EZB am Donnerstag ein weiteres Mal den Leitzins reduziert. Es gibt aber weiterhin Unsicherheiten, unter anderem die US-Zollpolitik und dadurch Gefahren einer Wirtschaftsabschwächung. Die EZB senkte um 0.25 Prozentpunkte auf nunmehr 2.25 Prozent, das siebte Mal in Folge seit dem Sommer 2024.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird laut einer Bloomberg-Umfrage in ihrem Kampf gegen die Franken-Stärke in diesem Jahr auf eine weitere Senkung ihres Leitzinses verzichten, Ausnahme: Goldman Sachs als einzige Bank sieht eine Rückkehr der Schweizer Zentralbank zu Negativzinsen. Die anderen glauben, dass die SNB den Zinssatz vorerst auf dem derzeitigen Niveau von 0.25 Prozent belassen werde.

Der Konflikt zwischen dem Weissen Haus und der US-Notenbank spitzt sich zu. Die FED möchte das Zinsniveau vorläufig hoch behalten infolge Inflationsgefahren durch neue und höhere Zölle. Trump will jedoch Wirtschaftswachstum sehen, versucht Zinssenkungen zu erzwingen, nötigenfalls durch Entlassungen bei der FED.

Nachdem der Schweizer Aussenhandel schon im letzten Quartal 2024 zugelegt hatte, stellte er im ersten Quartal 2025 dank dem Chemie-Pharma-Sektor neue Rekordwerte auf. Die Exporte stiegen um 3.6 Prozent, die Importe um 5.9 Prozent – beides Rekorde.

Kantone laufen Sturm gegen Sparpläne des Bundes. Die Kantone verlangen Nachbesserungen beim Sparpaket. Das geplante Entlastungspaket sorgt für politischen Zündstoff. Während der Bund auf Kooperation setzt, verlangen die Kantone mehr Mitsprache und eigene Lösungsansätze.

Unternehmensnachrichten

Die Aktionäre des Zementkonzerns Holcim erhalten nach der Abspaltung des US-Geschäfts unter dem Namen Amrize je Holcim-Aktie einen Anteilschein der neuen Gesellschaft. Dies ist Sonderausschüttung als Sachdividende. Das Spin-off wird nach der GV am 14. Mai durchgeführt. Die Amrize-Aktien werden unter Symbol AMRZ an den Börsenplätzen New York und Zürich gehandelt.

Der Rückversicherer Swiss Re bestätigt die Ende Februar veröffentlichten Zahlen zur Eigenkapitaldeckung. Der Solvenztest (SST-Quote) nach Schweizer Definition lag per Anfang Jahr 2025 bei 257, nach 269 Prozent im letzten Jahr 2024.

Der Bauchemiehersteller Sika hat zu Beginn des Geschäftsjahres 2025 ein moderates Umsatzplus erzielt. Der Umsatz von Januar bis März erhöhte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um 1.1 Prozent auf CHF 2.68 Mrd. Negative Währungseffekte verringerten die Höhe der Verkäufe um 0.8 Prozent – in Lokalwährungen gerechnet erzielte Sika ein Wachstum um 1.9 Prozent.

Der Industriekonzern Sulzer hat im ersten Quartal einen stabilen Auftragseingang verzeichnet – insgesamt kamen Bestellungen im Umfang von CHF 1.02 Mrd. herein. Der Einfluss von Währungs-, Akquisitions- und Veräusserungseffekten war vernachlässigbar.

Das Logistikunternehmen Kühne + Nagel verlängert die Partnerschaft mit dem französischen Telecomanbieter Orange. Konkret wird die Zusammenarbeit im E-Commerce drei Jahre weitergeführt. Das Logistikunternehmen kümmert sich um die Lagerung, die Auftragsabwicklung, den Versand, Retouren und den Kundendienst für Mobiltelefone und Zubehör.

Der Spezialkunststoffhersteller Gurit meldet für das erste Quartal einen um 12 Prozent auf 85.2 Mio. rückläufigen Umsatz, was sehr deutlich unter den Prognosen liegt. Für 2025 sei eine Prognose nicht möglich, die Marge soll auf dem Niveau von 2024 bleiben.

Beim Versicherungsunternehmens Swiss Life betrug die Entschädigung für die gesamte Konzernleitung CHF 16.66 nach 16.72 Mio. im Vorjahr.

Der Industriekonzern ABB hat im ersten Quartal den Umsatz 1 Prozent auf 7.94 Mrd. gesteigert. Der Auftragseingang stieg um 3 Prozent auf 9.21 Mrd. Die Profitabilität hat sich dank eines Immobilienverkaufs verbessert.

Swisscom hat sich bei einem Mobilfunknetztest des Fachmagazins «Chip» in der Schweiz erneut als Testsieger erwiesen.

Der Vakuumventilhersteller VAT hat im ersten Quartal den Umsatz knapp 39 Prozent auf 275 Mio. gesteigert. Der Auftragseingang des Zulieferers für die Chipindustrie stieg 2.5 Prozent auf CHF 241.7 Mio. Der Auftragsbestand betrug Ende März 339 Mio., 8.4 Prozent weniger als Ende 2024.

Aussichten

US-Präsident Trump hat nicht nur an den Aktienmärkten, sondern auch den US-Bondmärkten geschadet und Nervosität ausgelöst. Renditen der US-Staatsanleihen, die normalerweise als «sicherer Hafen» gelten, sind seit der Einführung höherer Zölle markant angestiegen. Hintergrund dieses Anstiegs sind Sorgen bezüglich steigender Inflation und einer gleichzeitigen Abschwächung der US-Konjunktur, aber auch weltweit. Auch hat das Vertrauen in die Verlässlichkeit der USA unter der Zickzackpolitik von Präsident Trump gelitten. Nach der Ankündigung einer dreimonatigen Zollpause gegenüber meisten Ländern hat sich die Situation etwas entspannt. Volatilität und Unsicherheit an den Märkten bleiben jedoch hoch. Besonders irritierend ist das Verhältnis USA-China. Beharrt die USA auf neuen und höheren Zöllen, sinkt das Wachstum der Weltwirtschaft möglicherweise unter null bei gleichzeitig höherer Inflation (Stagflation).

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24