Wenn in Paris die olympische Flamme entzündet wird, ist der 47-jährige Ivo Kassel hautnah dabei. Bereits in London 2012 und Tokyo 2021 stand er als Badminton-Schiedsrichter im Einsatz. Eine Olympia-Teilnahme ist auch für Schiedsrichter das höchste der Gefühle. Wie die Athleten müssen sich die Unparteiischen im Vorfeld mit guten Leistungen bei grossen Wettkämpfen rund um den Erdball qualifizieren. Nur die absolute Weltspitze darf sich auf der olympischen Bühne präsentieren.
Ivo Kassel hat sich längst in der Weltklasse der Badminton-Schiedsrichter bewiesen, trotzdem ist für ihn eine Olympia-Qualifikation bis heute keine Selbstverständlichkeit. Denn der Geschäftsleiter eines Verpackungsunternehmens betreibt seine Leidenschaft wortwörtlich als Hobby. In seiner Freizeit, sprich während seinen Ferien, reist er jeweils an die grössten Badmintonturniere auf der Welt. Den bisherigen Höhepunkt seiner Schiedsrichterkarriere erreichte Kassel vor drei Jahren an den olympischen Spielen in Tokyo, als er das Finalspiel des Frauendoppels leiten durfte. 54 Minuten dauerte diese Partie, ehe sich die Indonesierinnen gegen die Chinesinnen durchgesetzt hatten. Für den Ostschweizer Schiedsrichter sind das bis heute unvergessliche Momente.
Ein Finalspiel zu leiten ist deshalb auch in diesem Jahr das erklärte Ziel von Ivo Kassel. Beeinflussen kann er dies allerdings nur bedingt. Mit einwandfreien Leistungen während des Turniers muss er sich empfehlen. Ob es am Schluss für einen Olympia-Final reicht, entscheiden andere. Nun gilt es erstmal die Koffer zu packen. Dies macht der Bronschhofer, der mittlerweile in Mörschwil lebt, mit viel Vorfreude, aber auch mit etwas Wehmut. Denn es dürfte seine letzte olympische Teilnahme sein. Umso bewusster reist Ivo Kassel am 24. Juli nach Paris – und wird dort noch einmal seinen Olympia-Traum leben!
