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Oberuzwil
16.07.2023
16.07.2023 22:06 Uhr

Gespräch mit Alois Schilliger sen. über den "Betti" und das Leben

Alois "Wisi" Schilliger sen. in der "Chriesiwiese". Bild: Jürg Grau
Die am 5. Juli durchgeführte Hauptversammlung des Vereins Pro Bettenauer Weiher war Anlass für ein Folgegespräch mit dessen Präsident Alois "Wisi" Schilliger. Wir haben ihn auf dem Hof seiner Familie in Niederglatt (Gemeinde Oberuzwil) besucht, wo die Kirschenernte in vollem Gange ist.
Naherholungsgebiet von unschätzbarem Wert, der Bettenauer Weiher. Bild: Jürg Grau

"Bettenauer Weiher bereitet viel Freude"

Herr Schilliger, zuerst einige Fragen zum Bettenauer Weiher. Wie ist der aktuelle Stand?
Alois Schilliger sen.: "Wir sind sehr zufrieden. Die neuen Informationstafeln werden stark beachtet und der sanierte Rundweg ist jetzt komplett - auch beim Damm in Richtung Bettenau. Insbesondere die betagten Menschen, die mit Rollator oder Rollstuhl unterwegs sind, freuen sich darüber, dass eine Runde um den Bettenauer Weiher auch für sie möglich geworden ist. Viel Freude bereitet ebenfalls das erneuerte Pfadiheim. Es ist ein echtes Bijou geworden und jetzt noch beliebter für Hochzeitsapéros mit dem 'Betti' als begehrten Hintergrund für Fotoshootings. All dies wurde nur möglich durch die grosse Unterstützung unserer Mitglieder, insbesondere der Gemeinde Oberuzwil als Eigentümerin und deren Werkhof. Dafür gebührt allen ein herzliches Dankeschön."

Was steht im aktuellen Vereinsjahr auf dem Programm?
"Wie unser Ökologie-Berater Dr. Jonas Barandun an der HV erläuterte, müssen einige dürre Birken rausgenommen werden. An ihrer Stelle pflanzen wir gemischte Hölzer neu an, die klimaresistenter sind."

Gibt es auch etwas, was die Idylle am Bettenauer Weiher stört?
"Nur wenig, aber leider gibt es eine kleine Minderheit von Hundebesitzern, die es noch nicht kapiert hat, dass rund um den Bettenauer Weiher alle Hunde an der Leine geführt werden müssen. Sie gefährden damit die fragile Tierwelt des Naturschutz- und Naherholungsgebiets und schaden dem Image aller Hundebesitzer, auch jener 80%, die sich vorbildlich verhalten."

Zu reden gibt an den Stammtischen die grossflächige Seerosendecke, die grösser ist als in früheren Jahren? Gibt es dafür einen Grund?
"Ja, wir haben viele Seerosen. Der Grund liegt in den ausgesprochen idealen, ja sogar optimalen Bedingungen, die dieses Jahr herrschten. Während des langen, relativ kühlen Frühlings konnten sich die Pflanzen unter Wasser in aller Ruhe entwickeln und als sie ihre 'Köpfli' aus dem Wasser streckten, begann das praktisch permanent warme, sonnige und damit 'wüchsige' Wetter der letzten Wochen. Die Enten haben jetzt zwar etwas weniger Platz, aber daraus resultiert auch ein grosser Vorteil für die Fische und weitere Lebewesen, denn dank der Beschattung des Weihers durch die Seerosen ist die Erwärmung des Wassers wesentlich geringer."

Die neuen Informationstafeln werden stark beachtet. Bild: jg
Das erneuerte Pfadiheim beim Bettenauer Weiher. Bild: jg

Grosses Engagement für die Gemeinschaft

"Mein Pensum habe ich bald erfüllt", schmunzelt Alois Schilliger sen. auf die Frage nach seinem Engagement für die Gemeinschaft und ergänzt: "Ich bin jetzt 15 Jahre Mitglied des Oberuzwiler Gemeinderats und seit 9 Jahren präsidiere ich den Verein Pro Bettenauer Weiher. Zuvor war ich 9 Jahre lang Kommandant der Feuerwehr Oberuzwil."

Die Eigenvermarktung ist das wichtigste Standbein - mit Burelade beim Hof sowie mit Marktständen in Flawil und Oberuzwil. Dazu kommen externe Abnehmer und der Online-Shop. Bild: jg

Leidenschaft für den Obstbau

Der Hof Schilliger mit Burelade liegt in der Häuslen in Niederglatt, im Gebiet hinter und neben der Langacker-Garage. Alois Schilliger sen. ist stolz darauf, dass der Hof der Familie von Sohn Alois Schilliger jun. und dessen Frau Monika auf innovative Weise weitergeführt wird. "Ich selbst bin seit 11 Jahren nur noch 'landwirtschafticher Angestellter mit guten Deutschkenntnissen'."
Zum Hof gehören 780 Hochstämme. Davon sind 110 Kirschbäume mit 40 verschiedenen Sorten an Tafel- und Brennkirschen. Auf einer separaten Parzelle südlich der Wilerstrasse werden - als lebende "Gen-Datenbank" - 200 alte Apfelsorten gepflegt und gehegt. 

Auf den Wochenmärkten in Flawil und Oberuzwil
Wie der Website zu entnehmen ist, kommt die Familie Schilliger aus Weggis LU und liess sich in der Zwischenkriegszeit in der Ostschweiz nieder. Die Schilligers brachten aus der Innerschweiz nicht nur die ganze Familie mit allem Hab und Gut mit, auch die Leidenschaft für den Obstbau war im Gepäck dabei. Gerade der Anbau von Kirschen war damals in der Ostschweiz wenig verbreitet. 
Bereits seit 1983 wird in der Häuslen Obstbau mit Direktvermarktung auf dem Hof betrieben. Alois Schilliger sen.: "Wir produzieren das ganze Jahr über Obst und die Produkte daraus. Seit 2010 haben wir in der Tierhaltung eine Betriebsgemeinschaft mit Familie Lämmler, was uns im Alltag grössere Flexibilität ermöglicht. Heute ist die Direktvermarktung unserer Produkte das grösste Standbein. Wir verkaufen beinahe alle unsere Produkte auf den  Wochenmärkten oder im hofeigenen Burelade mit Selbstbedienung. Neben der Direktvermarktung beliefern wir die Tobi Seeobst AG mit Reineclauden, Zwetschgen und Mirabellen. Bei den getrockneten Holunderblüten können wir seit Jahren auf Ricola als Abnehmer zählen."

Aktuelle Renner im Burelade der Familie Schilliger: Konfitüren aus eigener Produktion und verschiedene Sorten Tafelkirschen, die von Hand geerntet werden. Bild: jg
Die Brennkirschen für das Endprodukt Kirsch werden mit einem "Astschüttler" gewonnen, den man aus der Olivenernte kennt. Bild: jg

Auch eine Schwingerfamilie - Enkel mit erstem Sieg

Sowohl Alois Schilliger sen. als auch Alois jun. sind selbst ehemalige Schwinger. Auch die nächste Generation hat diese Leidenschaft geerbt. "Wisis" Enkel Christof Schilliger (Jahrgang 2010) hat schon in den letzten Jahren sein Talent aufblitzen lassen und jetzt - seinem grossen Vorbild Samuel Giger folgend - den ersten Sieg gelandet. Beim Appenzeller Kantonalen Nachwuchsschwingfest in Oberegg holte er am  8. Juli 2023 den Kategorientitel und gewann den Lebendpreis, eine Ziege. Diese lebt jetzt, mit einem Gspänli, auf dem Schilliger Hof in Niederglatt. 

Jürg Grau