Abgesehen davon, dass der 29-Jährige von der Qualität seines Songs überzeugt ist, wie er im Interview mit Keystone-SDA sagte. Was kann schon schiefgehen, wenn man mit einem eigenwilligen Konzept aus der Menge sticht? "Ich mache immer das Gegenteil von dem, was alle anderen machen", so Bear. Damit spricht er vor allem sein Lied an, das "eigentlich gar kein ESC-Song ist".
Aber auch "kein Feuerwerk, kein Tanz, kein Crescendo" sollen bei seinem Auftritt für Aufmerksamkeit der unkonventionellen Art sorgen. "Boys Do Cry" sei ausserdem weder politisch noch sexuell angehaucht, wie so vieles an dieser Veranstaltung. Im Zentrum seines grossen Moments stehe ganz allein "eine drei Minuten lange Umarmung".
Trotz aller Zuversicht sei der Druck, der auf ihm laste, gross, so Bear weiter. Seine beiden Vorgänger Gjon's Tears (Platz 3) und Luca Hänni (Platz 4) haben die Schweiz 2021 und 2019 mit grossartigen Platzierungen aus dem ESC-Sumpf geholt.
Politischer ESC
Bear ist gelernter Baumaschinenmechaniker. Ab 2017 hat er am Londoner BIMM Institute Musikproduktion studiert. Zuvor ist er mit seiner Gitarre als Strassenmusiker durch die Schweiz und Deutschland getourt und hat einige Monate in New York verbracht. 2019 hat er sein erstes Album "Not Loud Enough" herausgebracht. Bei den Swiss Music Awards wurde er als "Best Talent 2019" ausgezeichnet. Ein Jahr später legte er seine Coverversion von Whitney Houstons "I Wanna Dance With Somebody" vor. Mittlerweile zählt der Singer-Songwriter aus dem Appenzell zu den erfolgreichsten Popkünstlern der Schweiz.
Das erste Halbfinale des diesjährigen ESC beginnt um 21 Uhr. Zu den 17 Teilnehmern zählt neben Bear mit der Startnummer vier auch das Kalush Orchestra aus der Ukraine, das mit seinem Lied "Stefania" in den Wettbüros als grosser Favorit für das ESC-Finale am Samstag gehandelt wird. Insgesamt zehn Länder können sich am Dienstag qualifizieren, zehn weitere im zweiten Halbfinale am Donnerstag.
Nicht dabei sein wird Russland. Der Veranstalter, die European Broadcasting Union (EBU), hat das Land einen Tag nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ausgeschlossen - dies nach anfänglichem Zögern, nach einer Boykottdrohung und mehreren Protesten. Der Event findet in diesem Jahr in Turin in Italien statt, weil im letzten Jahr die italienische Band Maneskin gewonnen hatte.