Das ukrainische Asow-Regiment, dessen Kämpfer sich ebenfalls in dem Stahlwerk verschanzt haben, sprach zuletzt von 20 Frauen und Kindern, die evakuiert worden seien. Ukrainischen Angaben zufolge sollen in den Bunkeranlagen des Stahlwerks insgesamt etwa 1000 Zivilisten Zuflucht gesucht haben und nun eingeschlossen sein. Russland spricht von etwa 2500 ukrainischen Militärs und ausländischen Söldnern, die sich dort gemeinsam mit Zivilisten verschanzt haben sollen.
Die Stadtverwaltung kündigte für den Nachmittag (15.00 Uhr MESZ) einen weiteren Evakuierungsversuch aus Mariupol in die von ukrainischen Truppen kontrollierte Stadt Saporischschja an. Die Behörde rief alle Menschen dazu auf, Kontakt mit Freunden und Verwandten in Mariupol aufzunehmen und über die Aktion, die nicht auf die Eingeschlossenen im Stahlwerk begrenzt ist, zu informieren.
Russische Truppen hatten die Hafenstadt kurz nach Kriegsbeginn am 24. Februar belagert. Inzwischen haben sie die strategisch wichtige Stadt mittlerweile weitgehend eingenommen. Ungeachtet einer Einigung von Moskau und Kiew auf einen humanitären Korridor für die Flucht von Zivilisten gab es bislang keine grösseren Evakuierungen aus dem Werk. Die Lage der eingeschlossenen Menschen gilt als katastrophal.